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Wie weit ist es bis ans Ende des Universums

today30. September 2025 239 87

Hintergrund
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Stell dir einmal vor, du stehst in einer klaren Nacht draußen, irgendwo weit weg von der Stadt, wo die Luft frisch ist und der Himmel dunkel genug, dass du die Milchstraße siehst. Millionen Sterne leuchten über dir, manche hell, manche schwach, und wenn du ganz still bist, kommt unweigerlich dieser Gedanke: Wie weit reicht das eigentlich? Wo hört das Universum auf? Gibt es da draußen ein Ende, und wenn ja – wie weit ist es entfernt? Genau dieser Frage wollen wir uns heute widmen. Und ich verspreche dir, die Reise führt uns weit hinaus, tiefer, als wir es uns oft im Alltag vorstellen.

Beginnen wir mit einer kleinen Zeitreise zurück zum Ursprung. Unser Universum ist etwa 13,8 Milliarden Jahre alt. Das heißt, der Urknall liegt so lange zurück. Es klingt zunächst naheliegend zu sagen: Dann können wir doch höchstens 13,8 Milliarden Lichtjahre weit sehen. Schließlich ist ein Lichtjahr nichts anderes als die Strecke, die Licht in einem Jahr zurücklegt, und das älteste Licht, das uns erreicht, ist ungefähr so alt wie das Universum selbst. Doch hier kommt der erste Kniff: Während das Licht unterwegs war, hat sich der Raum selbst ausgedehnt. Das Universum dehnt sich aus, nicht so wie ein Ballon, der in etwas hineingeblasen wird, sondern wie ein Teig, in dem die Rosinen auseinanderdriften. Der Raum selbst wird größer, und dadurch sind die Objekte, die wir heute am äußersten Rand sehen, inzwischen viel weiter entfernt, als sie es damals waren, als sie ihr Licht ausgesandt haben.

Die tatsächliche Distanz zum sogenannten beobachtbaren Rand des Universums beträgt daher nicht 13,8 Milliarden, sondern ungefähr 46 Milliarden Lichtjahre. Das ist eine Zahl, die unser Vorstellungsvermögen sprengt. Ein Lichtjahr sind schon rund 9,5 Billionen Kilometer. Und davon gleich 46 Milliarden mal – diese Zahlen sind so gigantisch, dass unser Gehirn schlicht keinen Maßstab mehr dafür hat. Der Durchmesser des beobachtbaren Universums liegt also bei ungefähr 93 Milliarden Lichtjahren.

Aber was heißt eigentlich „beobachtbar“? Das beobachtbare Universum umfasst nur den Teil des Alls, von dem uns Licht – oder besser gesagt Strahlung – überhaupt erreichen kann. Wir schauen in den Himmel, wir blicken mit Teleskopen wie Hubble oder James Webb hinaus, und wir sehen Galaxien, die Milliarden Jahre alt sind. Wir sehen das sogenannte kosmische Mikrowellenhintergrundlicht, das älteste Echo des Universums, eingefroren aus einer Zeit, als das Universum gerade einmal 380.000 Jahre jung war. Aber alles, was noch weiter draußen liegt, liegt für uns hinter einem kosmischen Vorhang. Es ist da – vielleicht unendlich viel mehr – aber wir können es nicht sehen, nicht messen, nicht erreichen.

Vielleicht fragst du dich jetzt: Gibt es dann ein Ende? So wie bei einem Computerspiel, wo man irgendwann an die unsichtbare Wand läuft und nicht weiterkommt? Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft lautet die Antwort: Vermutlich nicht. Alles spricht dafür, dass das Universum grenzenlos ist. Es dehnt sich aus, ja – und zwar immer schneller. Aber es gibt keine Wand, keinen Rand, an dem man plötzlich aufhört. Vielmehr ist es so, dass wir nur ein kleines Fenster, ein kleines Stück, wahrnehmen können. Der Rest liegt im Dunkeln, unsichtbar, aber höchstwahrscheinlich existent.

Spannend wird es, wenn man sich fragt: Was würde passieren, wenn wir theoretisch reisen könnten, so weit, wie wir wollen? Nun, physikalisch betrachtet können wir nicht schneller reisen als das Licht. Doch selbst wenn wir mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs wären, könnten wir den Rand des beobachtbaren Universums niemals erreichen. Denn während wir reisen, dehnt sich der Raum weiter aus, und die Grenzen rücken noch weiter weg. Es ist, als würdest du versuchen, auf einem Laufband ans Ende zu gelangen, während das Laufband schneller wächst, als du laufen kannst. Das Ziel entfernt sich unaufhörlich.

Hinzu kommt etwas noch Merkwürdigeres: Es gibt Regionen des Universums, die schon heute so weit von uns entfernt sind, dass ihr Licht uns niemals erreichen wird, egal wie lange wir warten. Diese Regionen bewegen sich durch die kosmische Expansion schneller von uns weg, als Licht den Abstand überbrücken könnte. Das heißt: Es gibt jetzt schon einen „kosmischen Horizont“, eine Grenze zwischen dem, was wir jemals wahrnehmen können, und dem, was für uns für immer verborgen bleibt.

Doch nehmen wir uns einen Moment, um über das zu staunen, was wir tatsächlich sehen können. Das James-Webb-Weltraumteleskop etwa liefert Bilder von Galaxien, die nur wenige hundert Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden sind. Wir sehen also sozusagen die Kindheit des Kosmos, eingefangen in Licht, das Milliarden Jahre unterwegs war. Diese Entfernungen erinnern uns daran, dass wir beim Blick in den Himmel nicht nur in den Raum, sondern auch in die Zeit schauen. Jeder Stern, jede Galaxie, die wir sehen, zeigt uns nicht, wie sie jetzt gerade aussieht, sondern wie sie war, als ihr Licht die Reise zu uns begann.

Und dann ist da die Frage: Was kommt hinter dem, was wir sehen können? Viele Kosmologen vermuten, dass das Universum unendlich groß ist. Manche Theorien sprechen auch von einem „Multiversum“, also einer Art unendlicher Landschaft aus Universen, in denen vielleicht ganz andere Naturgesetze herrschen. Doch das bleibt spekulativ. Was wir mit Sicherheit sagen können, ist: Das Ende des Universums – falls es eines gibt – liegt so weit entfernt, dass es für uns niemals erreichbar sein wird.

Wenn man über diese Größenordnungen nachdenkt, kommt man leicht ins Grübeln. Unser Alltag spielt sich in Metern, Kilometern oder vielleicht mal in Tausenden von Kilometern ab, wenn wir an Flugreisen denken. Selbst ein Flug zum Mond, knapp 400.000 Kilometer entfernt, erscheint gigantisch. Doch verglichen mit dem Maßstab des Universums ist selbst das nur ein winziger Schritt. Die Internationale Raumstation kreist in rund 400 Kilometern Höhe um die Erde. Der Mars ist je nach Position zwischen 56 und 400 Millionen Kilometer entfernt. Das nächste Sternensystem, Alpha Centauri, liegt schon über 4 Lichtjahre entfernt – und damit so weit, dass wir mit heutiger Technik zehntausende Jahre bräuchten, um dorthin zu gelangen. Und trotzdem ist Alpha Centauri geradezu unser Nachbar im Vergleich zu den Milliarden Galaxien, die das Universum bevölkern.

Vielleicht fragst du dich jetzt: Warum beschäftigt uns diese Frage nach dem Ende des Universums überhaupt so sehr? Ich glaube, es liegt daran, dass wir Menschen ein natürliches Bedürfnis nach Grenzen haben. Wir wollen wissen, wo etwas anfängt und wo es aufhört. Unser Planet hat klare Konturen: Ozeane, Gebirge, Kontinente. Selbst der Himmel wirkt wie eine Kuppel über uns, eine Art Dach. Doch das Universum verweigert uns diese einfache Antwort. Es zeigt uns, dass unsere Vorstellungskraft zu klein ist, um die Wirklichkeit zu fassen.

Und genau das macht den Blick in den Himmel so faszinierend. Denn während wir vielleicht niemals das „Ende“ des Universums erreichen, können wir durch Forschung, durch Teleskope, durch Mathematik immer mehr über seine Struktur verstehen. Wir wissen heute, dass es sich ausdehnt, dass es voller Galaxien ist, dass dunkle Materie und dunkle Energie eine entscheidende Rolle spielen – Dinge, von denen man vor hundert Jahren kaum zu träumen wagte.

Am Ende bleibt also: Wie weit ist es bis ans Ende des Universums? Bis zum Rand des beobachtbaren Universums sind es rund 46 Milliarden Lichtjahre. Aber ob dahinter ein Ende kommt oder ob das Universum grenzenlos weitergeht, wissen wir nicht. Vielleicht werden wir es niemals wissen. Aber vielleicht ist genau das das Schöne daran: Dass das Universum immer größer bleibt als unsere Vorstellung – und dass es immer genug Geheimnisse gibt, die uns zum Staunen bringen.

Und wenn du das nächste Mal in einer klaren Nacht nach oben schaust, dann denk daran: Jeder dieser Sterne, jedes dieser Lichtpunkte ist ein winziges Fenster in eine unermessliche Weite. Ein Blick in den Himmel ist ein Blick an den Rand dessen, was wir Menschen je begreifen können – und vielleicht genau deshalb so bewegend.

Geschrieben von: TechnoTanica

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